«Wir wollen ausserordentliche Erlebnisse schaffen»

Andreas Caminada hat als Gastronom mit 39 Jahren schon fast alles erreicht, was es zu erreichen gibt. Das Schloss Schauenstein, welches er seit 2003 betreibt, ist mit drei Michelin Sternen und 19 Gault Millau Punkten ausgezeichnet. Geniesser von nah und fern pilgern zu Caminada ins Bündnerland, um einzigartige Kulinarik und Gastfreundschaft zu erleben. 
 
Andreas Caminada, mit dem Schloss Schauenstein bist du seit Jahren der Inbegriff von Gastronomie auf höchstem Niveau. Eigentlich könntest du dich ja nun mal ein etwas ausruhen und deinen Erfolg geniessen...
Andreas Caminada: Nun, das Problem ist ja, dass an der Spitze zu bleiben ungleich schwieriger ist, als oben anzukommen. Das Niveau, das wir mit dem Schloss Schauenstein erreicht haben, zu halten, das ist unsere tägliche Aufgabe. Wir haben bei uns viele Stammgäste. Meine Motivation ist es, unsere Gäste immer wieder neu zu überraschen.
Ich bin überzeugt, diesen Drang, uns weiterzuentwickeln, den spüren auch unsere Gäste. Wenn man in der Gastronomie sagt „jetzt hab ich’s geschafft“, ist das der Anfang vom Ende. Dies umsomehr weil beispielsweise Gault Millau die Punkte, die du erhalten hast, auch wieder wegnehmen kann. 
 
Das tönt alles nach relativ intensiver Arbeit. Wie gehst du mit Druck um?
Klar bewegen wir uns in einem eher intensiven Umfeld. Wir müssen schauen, dass es finanziell passt, dass genügend Gäste kommen. Allerdings ist es so, dass ich den Druck auch relativ oft vergesse. Ich habe Freude an meiner Arbeit und mein Fokus ist darauf ausgerichtet, unseren Gästen ein Gesamterlebnis zu bieten. Ich will sie mit unserer Gastronomie und Gastfreundschaft abholen, will sie begeistern. Wenn wir uns mit Leidenschaft und Freude um unsere Gäste kümmern, rücken die Sterne und Punkte bisweilen auch etwas in den Hintergrund. 
 
Trotzdem scheint die Spitzengastronomie kein Sonntagsspaziergang zu sein. Wie viele Stunden arbeitest du pro Woche? 
Nun, das sind in der Regel 16 Stunden am Tag, an fünf Arbeitstagen. Ich denke, wir bewegen uns bei um die 80 Stunden pro Woche. Allerdings bin ich natürlich als selbständiger Unternehmer auch ausserhalb meiner regulären Arbeitszeiten häufig im Arbeitsmodus, lese Mails, plane, organisiere. 
 
Als du im Schauenstein angefangen hast, konntest du dich ganz deiner Arbeit verschreiben. In der Zwischenzeit hast du eine Familie, zwei kleine Kinder. Wie bringst du Arbeit und Familie unter einen Hut? 
Unterdessen haben meine Frau und ich uns relativ gut organisiert, so dass auch die Familie nicht zu kurz kommt. So bin ich jeweils am morgen zu Hause, wenn die Kinder aufstehen und wir haben zweimal pro Woche ein gemeinsames Abendessen eingeplant. Alles in allem sehe ich meine Kinder wohl häufiger, als dies bei einem klassischen 07:00 – 19:00-Manager der Fall ist. 
 
Hat denn dein Nachwuchs auf irgendeine Art dein Einstellung zum Beruf verändert? 
Ja, sicher. Ich erhalte relativ viele Anfragen für irgendwelche Engagements im In- und Ausland. Früher habe ich viele davon zugesagt. Seit wir Kinder haben, überlege ich mir zweimal, wo ich mich neben meinem Hauptfokus, dem Schloss Schauenstein, zusätzlich noch engagiere. Schlussendlich gehen diese zusätzlichen Projekte ja dann immer zeitlich auf Kosten der Familie. 
 
Neben deinem eigenen Nachwuchs kümmerst du dich auch um den Nachwuchs in deiner Branche. Wie tust du das und warum?
Soeben haben wir die Fundaziun Uccelin gegründet, eine Stiftung, welche zum Ziel hat, talentierten Nachwuchs in der Küche und im Service zu fördern. Ich erlebe immer wieder junge Menschen mit viel Leidenschaft und grossem Potential und möchte gerne einen Beitrag leisten, dass sie dieses Potential tatsächlich entfalten können. Mit unserer Stiftung wollen wir Nachwuchskräften die Möglichkeit geben, in verschiedenen Restaurants auf der ganzen Welt Praktikas zu machen und so von den Besten der Branche inspiriert und gefördert zu werden. 
 
Reden wir zum Abschluss noch über dein Restaurant. Was zeichnet das Schloss Schauenstein aus?
Schlussendlich geht es um das Gesamterlebnis. Wir wollen als Schloss Schauenstein ausserordentliche Erlebnisse schaffen. Wir wollen die Gäste in eine andere Welt holen, sie den Alltag vergessen lassen und freuen uns, wenn sie noch lange an ihren Abend bei uns zurückdenken. Um dies zu erreichen, muss natürlich die Qualität stimmen und jedes Detail muss passen. Dafür geben wir jeden Tag unser Bestes.
 
Andreas Caminada, herzlichen Dank für das Gespräch. 
 
Andreas Caminada ist 39 jährig, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Seit 2003 führt er das mit 3 Michelin Sternen und 19 Gault Millau Punkten ausgezeichnete Schloss Schauenstein in Fürstenau. 

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